Resilienz: Bedeutung & Tipps für Unternehmen
Laut einer AON-Studie bezeichnen sich nur 32 % der Arbeitnehmer:innen als resilient. Dabei bilden Mitarbeitende, die auch in stressigen Momenten einen kühlen Kopf bewahren, die Basis für Ihren Unternehmenserfolg. Sie sind motivierter, zufriedener und arbeiten lösungsorientierter. Die gute Nachricht: HR kann einiges tun, um die Resilienz von Mitarbeitenden zu fördern und sie nachhaltig zu steigern. Erhalten Sie in diesem Artikel die besten Tipps dafür.
Das Wichtigste zusammengefasst:
Bei Resilienz handelt es sich um eine Art „innere Widerstandskraft“, die Menschen dazu befähigt, schwierigen Situationen mit einem besonnenen Auftreten zu begegnen und nach einem Scheitern wieder aufzustehen.
Unternehmerisches Wachstum beruht im Regelfall auf Fortschritt sowie Veränderungen und erfordert somit Mitarbeitende, die auch unter Druck imstande sind, umsichtige Entscheidungen zu treffen.
Neben der individuellen Resilienz der einzelnen Mitarbeitenden spielt auch die Resilienz des Unternehmens in seiner Gesamtheit eine bedeutende Rolle. Prozesse und Strukturen sind so zu gestalten, dass auftretende Schwierigkeiten frühzeitig erkannt werden und man in der Lage ist, entsprechend zu reagieren.
Resilienz: Bedeutung
Resilienz wurde bisher nicht einheitlich definiert. Man kann es sich jedoch wie eine Art Schutzschild vorstellen, das Menschen in schwierigen Zeiten abschirmt und festigt. Resilienz befähigt Menschen gleichzeitig dazu, Herausforderungen mit einer positiven Einstellung zu meistern. Vor diesem Hintergrund zeichnen sich resiliente Personen unter anderem durch Charakterstärke, Selbstbewusstsein, Durchhaltevermögen und Optimismus aus.
Die Bedeutung des Begriffs Resilienz spiegelt auch das lateinische Verb „resilire“ wider. „Resilire“ heißt so viel wie „zurückspringen, Abstand nehmen, (von etwas/jemandem.) abprallen“. Und auch das englische Nomen „resilience“, das mit „Strapazierfähigkeit“, „Zähigkeit“, „Unverwüstlichkeit“ übersetzt wird, stimmt mit der weitverbreiteten Auffassung von Resilienz überein.
Die sieben Säulen der Resilienz
Gemäß dem Modell der sieben Säulen der Resilienz basiert die innere Widerstandsfähigkeit auf den folgenden sieben Kompetenzen bzw. Umständen:
1. Optimismus
Eine optimistische Grundeinstellung zählt zu den wichtigsten Ressourcen im Sinne eines positiven Krisenmanagements. Denn wer den „Glauben an das Gute“ und die Hoffnung auf potenziellen Erfolg bewahrt, tut sich vergleichsweise leicht damit, nach einem Rückschlag wieder aufzustehen und mit neuer Energie weiterzumachen.
2. Annehmen
Resilienz beinhaltet zudem die Fähigkeit, zuakzeptieren und loszulassen. Optimistisches Denken ist demnach keinesfalls mit Naivität oder blindem Aktionismus gleichzusetzen. Statt sich beispielsweise in übertriebenem Perfektionismus zu verlieren, erkennt ein resilienter Mensch an, wann es an der Zeit ist, aufzugeben bzw. gefasste Pläne zu adaptieren.
3. Die Suche nach Lösungen
Fest steht: Die innere Einstellung bestimmt zu einem großen Teil, ob und wie wir ein Problem lösen.Um konstruktiv zum Ziel zu gelangen, bedarf es eines disziplinierten Fokus und so wenig Ablenkung wie möglich.
In einer scheinbar ausweglosen Situation ist jedoch häufig die erste Reaktion, nach dem „Warum“ zu suchen und somit gedanklich mehr und mehr in das Problem einzutauchen. Ein Mensch, der gelernt hat, Herausforderungen produktiv zu meistern, wird hingegen fragen: „Was kann ich tun, um aus meiner misslichen Lage das Beste herauszuholen?“
Resilienz bedeutet also, selbst in kritischen Augenblicken analytisch zu denken und nach Lösungen zu suchen, statt Probleme zu wälzen.
Für mehr Gelassenheit bei Mitarbeitenden sorgen
Ein gutes Stressmanagement ist wichtig, um Burnout und Leistungseinbußen vorzubeugen. Diese Checkliste stellt 14 Tipps dafür vor.
Jetzt Checkliste herunterladen4. Opferrolle ablegen
Für den Umgang mit Herausforderungen ist es entscheidend, Eigenverantwortung als solche wahrzunehmen und bereit zu sein, ihr Rechnung zu tragen. Beinahe jede Krise geht zumindest mit einem gewissen Handlungsspielraum einher. Diesen gilt es auszufüllen.
Mit dem Schritt hinaus aus der passiven Opferrolle hin zum aktiven Treffen von Entscheidungen lässt sich die Kontrolle stets ein Stück weit zurückholen.
5. Soziale Einbindung
Eine Krise nicht alleine bewältigen zu müssen, ist von großem Wert. Das Gefühl, von aufmunternden Personen umgeben zu sein und sich gegebenenfalls mit persönlichen Sorgen anvertrauen zu können, verleiht Kraft und Zuversicht. Vor diesem Hintergrund gilt es, soziale Bindungen zu pflegen und zu stärken.
6. Sich selbst wahrnehmen
Neben der Beziehung zu anderen Personen nimmt die Beziehung zu sich selbst eine ebenso große Bedeutung für eine starke Resilienz ein. Eine ehrliche Selbstreflexion und ein gefestigtes Selbstbild ermöglichen es, die individuellen Kapazitäten akkurat einzuschätzen und dementsprechend zu handeln.
7. Positives Bild von der Zukunft
Unterm Strich bedeutet Resilienz, der Zukunft gestärkt entgegenzugehen, da sowohl Vertrauen in die Welt, in das soziale Umfeld sowie in die eigenen Fähigkeiten besteht. Darauf basierend fallen Reaktionen auf unerwartete Hindernisse umsichtig und zielgerichtet aus.
Resilienz erlernen, fördern und stärken
Auch wenn bestimmte Charakterzüge eine hohe Resilienz fördern, ist sie keine angeborene Gabe, sondern erlernbar. Hierfür sind vor allem Erfahrungen aus der frühen Kindheit, zum Beispiel der Umgang mit Erfolgen und Misserfolgen, sowie das Vorhandensein beständiger, liebevoller Bezugspersonen, von substanzieller Bedeutung.
Doch auch im Erwachsenenalter kann die Resilienz und die damit verbundene Fähigkeit, auf unerwartete Ereignisse oder Krisensituationen gefasst zu reagieren, gezielt trainiert werden. Die folgenden Maßnahmen verhelfen Führungskräften und Mitarbeitenden zu einer ausgeprägteren Resilienz:
Meditation und Achtsamkeit: Achtsamkeitsübungen, autogenes Training, meditative Atemübungen oder Yoga regen dazu an, den Blick nach innen zu richten und zur Ruhe zu kommen. Bei regelmäßiger Ausführung ist es möglich, diese Ruhe auch in Krisensituationen – zumindest ein Stück weit – zu behalten.
Aktive Pflege von Freundschaften und familiärer Bindung: Wer darauf baut, in schwierigen Momenten auf nahestehende Menschen zählen zu können, sollte bestehenden Beziehungen mit Wertschätzung begegnen und diese bewusst pflegen.
Eine gesunde Selbstliebe entwickeln: Das Bewusstwerden über die eigenen Stärken und Schwächen stellt eine wesentliche Voraussetzung dar, um mit sich selbst ins Reine zu kommen. Das Anfertigen eines ehrlichen, aber doch wertschätzenden Selbstporträts oder das Führen eines persönlichen „Wachstumsbuches“ dienen dabei als Unterstützung.
Leben im Gleichgewicht: Routinen wie Sport, Hobbys oder eine fest eingeplante wöchentliche „Me-Time“ geben Halt und erweisen sich ebenfalls von Bedeutung für die persönliche Resilienz.
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Hier Leitfaden herunterladenResilienz im Unternehmen
Resilienz stärkt nicht nur Ihre Mitarbeitenden, sondern auch Sie als Unternehmen. Denn ebenso wie Menschen sehen sich auch Unternehmen von Zeit zu Zeit (unerwarteten) Herausforderungen gegenüber.
Unternehmen selbst können als „nicht-menschliche Wesen“ logischerweise nur bedingt resilient agieren, aber die Personen „dahinter“ sind durchaus dazu in der Lage, einem Unternehmen zu Resilienz zu verhelfen.
Organisationale Resilienz: Bedeutung
Organisationale Resilienz befähigt Unternehmen, auf auftretende Komplikationen zu reagieren, mit diesen umzugehen und auf diese Weise letztlich gestärkt aus einer unerwarteten bzw. kritischen Situation hervorzugehen. Um dies zu gewährleisten, sollten Sie unternehmerische Strukturen so aufbauen, dass Hürden und Probleme frühestmöglich erkannt werden. Zusätzlich müssen Prozesse und Abläufe hinreichend Raum für spontane Reaktionen auf unerwartete Ereignisse lassen.
Organisationale Resilienz: 4 zentrale Tipps
Eine AON-Studie hat herausgefunden, dass Angestellte vor allem drei Dinge brauchen, um ihre Resilienz im Unternehmenskontext zu stärken: die Sicherheit am Arbeitsplatz, das Zugehörigkeitsgefühl zum Arbeitgeber und die Motivation, das eigene Potenzial voll auszuschöpfen.
Um dies zu fördern, können Unternehmen und vor allem HR an unterschiedlichen Punkten ansetzen:
Selbstbewusstsein der Mitarbeitenden stärken: Schaffen Sie eine Kultur, die autonomes Arbeiten, mehr Flexibilität und Eigenverantwortung fördert – sowohl für ihre Aufgaben als auch für ihre Gesundheit. Hier spielen Aspekte mit rein, wie Fehler machen zu dürfen und das eigene Wohlergehen selbständig steuern zu können.
Wie man eine gute Kultur verankert? Praxisleitfaden Unternehmenskultur hier herunterladen.Auf der Basis einer wertschätzenden, offenen Kommunikation sollten Sie alle Mitarbeitenden zu einer kompetenten Entscheidungsfindung und einem authentischen Selbstbild befähigen. Gleichzeitig gilt es, Druck und Stress vorzubeugen, indem Sie ein ausgereiftes Programm zur Verbesserung der Work-Life-Balance etablieren.
Einen bestärkenden Führungsstil fördern: Der Führungsstil steht in direktem Zusammenhang mit dem internen Zusammenhalt und der Stimmung im Unternehmen. Er sollte konstruktiv, motivierend und fördernd sein. Gleichzeitig sollten Führungskräfte die Leinen lockerer lassen und weniger Micromanagement betreiben.
Visualisierung von Zielen: Ein allgemeiner Konsens über die großen Unternehmensziele ist ausschlaggebend – um im Falle von Komplikationen an einem Strang zu ziehen und mögliche Risiken frühzeitig vorherzusagen.
Bündelung von Ressourcen: Wenn Mitarbeitende und Führungskräfte mit ihren individuellen Zuständigkeiten und Aufgabenbereichen bis ins kleinste Detail vertraut sind, erhöht das den Handlungsspielraum, um auf auftretende Komplikationen strategisch und punktgenau zu reagieren.
Change Management: Durch die strategische Verinnerlichung von Change-Management-Methoden gelingt es, Umstrukturierungen bei Bedarf effizient und zeitnah zu realisieren.
In diesem Leitfaden finden Sie die besten Tipps für Ihr nächstes Change-Projekt.Resiliente Mitarbeitende dank Performance Management
Engagierte Mitarbeiter:innen sind das A und O für den Erfolg eines Unternehmens. Damit das Engagement auch über herausfordernde Zeiten hinweg bestehen bleibt, sollte HR die Resilienz von Führungskräften und Mitarbeitenden stärken. Unsere HR-Software unterstützt Sie dabei, die Eckpfeiler für ein reibungsloses Performance Management zu etablieren und auf diesem Weg Entwicklungen sowie Bedürfnisse der Angestellten im Blick zu behalten.
FAQ
Wie entwickelt sich Resilienz?
Resilienz ist nicht angeboren, sondern vielmehr erlernbar. Für die Stärkung der individuellen Resilienz sind bereits Erfahrungen aus der frühen Kindheit von Bedeutung. Eine Kombination aus verlässlichen Bezugspersonen, genügend Raum zur individuellen Entfaltung und einem gesunden Umgang mit (Miss-)Erfolgen bilden eine entscheidende Grundlage, auf der im Erwachsenenalter aufgebaut werden kann.
Was sind die sieben Säulen der Resilienz?
Zu den sieben Säulen der Resilienz zählen Optimismus, Akzeptanz, zielorientiertes Denken, das Verlassen der Opferrolle, die soziale Einbindung, Selbstreflexion und ein positiver Blick auf die Zukunft. All diese Einflussfaktoren helfen dabei, in schwierigen Situationen angemessen zu reagieren.
Wie kann Resilienz in einem Unternehmen gefördert werden?
Um die Resilienz von Unternehmen zu fördern, ist es von Bedeutung, die Flexibilität innerhalb eines Unternehmens zu bewahren und Führungskräfte wie Mitarbeiter:innen darauf vorzubereiten, auch in ungewohnten Situationen umsichtig zu agieren.