Autokratischer Führungsstil: 7 Merkmale, Vorteile, Umsetzung

Autokratischer Führungsstil

Die Zeiten, in denen Patriarchen oder Alphatiere an der Spitze ein Unternehmen als Alleinherrscher in der Spur halten konnten, enden. So ist auch der autokratische Führungsstil, der vor 100 Jahren definiert wurde, kein echtes Zukunftsmodell für moderne Führung. Dennoch hat auch der autokratische Führungsstil Vorteile, insbesondere dann, wenn Entscheidungen schnell und kompromisslos getroffen werden müssen. Was die 7 Merkmale des autokratischen Führungsstils sind, wann und in welche Unternehmenskultur er (vielleicht doch noch) passt und warum autokratisch nicht gleich autoritär bedeutet, erfahren Sie in diesem Beitrag.

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Was zeichnet einen autokratischen Führungsstil aus?

Der autokratische Führungsstil leitet seine grundlegende Ausrichtung bereits aus dem Namen ab. Das aus dem Altgriechischen stammende autokráteia steht für Selbstherrschaft oder Alleinherrschaft.

Autokratische Führung bedeutet demnach, dass Entscheidungen innerhalb einer Organisation einzig und allein von der Führungskraft getroffen werden. Die Macht und damit die Entscheidungsgewalt liegt uneingeschränkt beim Vorgesetzten. Der Begriff des autokratischen Führungsstils ist heute bereits 100 Jahre alt und wurde 1922 vom Soziologen und Nationalökonomen Max Weber neben dem patriarchalischen, dem charismatischen und dem bürokratischen Führungsstil identifiziert.

Beim idealtypisch gelebten autokratischen Führungsstil werden die Mitarbeitenden außen vor gelassen. Ihre Meinung, ihre Vorschläge, ihre Ideen werden bei der Entscheidungsfindung der Vorgesetzten nicht berücksichtigt. Die Führungskraft befiehlt, die Mitarbeitenden haben – streng genommen – Gehorsam zu leisten. Tun sie dies nicht, können die Führungskräfte im autokratischen Führungsstil auch Sanktionen durchsetzen.

Kooperativer Führungsstil: Auch er braucht Hierarchien – selbst wenn sie noch so flach sind.

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Damit ein autokratischer Führungsstil überhaupt Wirkung entfalten kann, muss das Unternehmen eine streng hierarchische Struktur aufweisen. Und dazu weiterhin eine Unternehmenskultur prägen, die diese Art von hierarchischer Führung überhaupt zulässt.

Denn ein Führungsstil ist immer auch ein Indikator für die in einer Organisation gelebte Unternehmenskultur und damit für das dort vertretene und gelebte Menschenbild. Richtige und falsche Führungsstile gibt es per se nicht, da jede Führungskraft und jeder Mitarbeitende individuell ist und entsprechend handelt.

Ein idealer Führungsstil ist grundsätzlich von mehreren Faktoren abhängig, dazu zählen die konkrete Problem- und Führungssituation, die handelnde Person, deren individuelle Arbeitsweise sowie die Persönlichkeit von Führungskraft und Mitarbeitendem. Führungsstile, wie wir sie heute kennen, treten nur selten in Reinform auf – in der Regel trägt ein Führungsstil häufig auch Merkmale eines anderen Stils.

Das sind die Unterschiede zwischen Führungsstilen und Führungstechniken.

Beispiele für einen autokratischen Führungsstil

Im Deutschland des 21. Jahrhunderts ist der autokratische Führungsstil in Reinkultur kaum noch zu finden. Strenge Arbeitsschutzgesetze und die Mitbestimmung durch Betriebsräte und Personalräte schieben allzu rigiden Vorgesetzten oder Firmenchefs glücklicherweise einen Riegel vor.

Nur im Militär, bei uniformierten Diensten wie Polizei, Feuerwehr, Rettungsdiensten und auch an Bord eines Schiffes ist der autokratische Führungsstil durchaus noch en vogue. Kein Wunder, denn in kritischen Notfällen, bei Bränden oder militärischen Gefahrenlagen können die Entscheider nicht zunächst die Meinung aller an der Problemlösung Beteiligten einholen. Wenn es schnell gehen muss, entscheidet allein der Vorgesetzte. Und trägt dafür auch die volle Verantwortung.

Die wichtigsten Führungsstile im Überblick – mit Vor- und Nachteilen

Die 7 Merkmale des autokratischen Führungsstils 

  1. Vorgesetzter hat die alleinige Entscheidungsgewalt

  2. Vorgesetzter trifft Entscheidungen allein

  3. Die Struktur von Unternehmen oder Abteilung ist streng hierarchisch Top/Down aufgebaut

  4. Sämtliche Arbeitsprozesse unterliegen vorgegebenen und klaren Regeln

  5. Mitarbeitende haben bei Entscheidungen kein Mitspracherecht

  6. Mitarbeitende erhalten Anweisungen durch Vorgesetzte

  7. Mitarbeitende werden zur Ausführung der Anweisungen verpflichtet

Mit diesem Leitfaden kann HR die Führungskräfteentwicklung vorantreiben.

Autokratischer Führungsstil: Vor- und Nachteile

Auch wenn es auf den ersten Blick und nach Betrachtung der 7 Merkmale nicht unbedingt danach aussieht: Auch der autokratische Führungsstil hat Vorteile. Die in seiner eindeutigen Leistungs- bzw. Aufgabenorientierung begründet sind.

Denn darum geht es beim autokratischen Führungsstil: Entscheidungen treffen – ohne einen zeitraubenden Abstimmungsmarathon über diverse Führungsebenen hinweg und ohne endlose Diskussionen mit den Fachabteilungen.

Getreu dem Motto: Wenn der Chef sagt, wir machen das so, dann machen wir das so. Keine Fragen.

Vorteile des autokratischen Führungsstils

Nachteile des autokratischen Führungsstils

Hohes Tempo bei wichtigen Entscheidungen, kurze Reaktionszeit

Mitarbeitende haben keinerlei Möglichkeit der Teilhabe an Entscheidungen

Organisation ist schnell handlungsfähig

Mitarbeitende entwickeln keine Eigeninitiative. Kann zur Stagnierung des Unternehmens führen

Unternehmensführung bzw. Vorgesetzte haben die volle Kontrolle

Kreativität und Potenziale der Teams und Mitarbeitenden bleiben unentwickelt

Außenwirkung: Management hat alles im Griff und handelt konsequent und geordnet

Unternehmenskultur ist von Furcht vor Sanktionen geprägt. Das kann die Produktivität hemmen

Die Konzentration auf die Erledigung vorgegebener Aufgaben kann die Produktivität der Belegschaft erhöhen

Autokratische Führungskultur kann gerade bei jüngeren Generationen zu erhöhter Fluktuation und Krankenstand führen

Mitarbeitende empfinden keinen Verantwortungsdruck

Mitarbeitende fühlen sich nicht mitgenommen und als Befehlsempfangende

Mitarbeitende empfinden klare Orientierung und Stabilität durch eindeutige Regeln

Funktioniert nur mit wenigen, autokratisch denkenden Führungskräften, hohe Abhängigkeit des Unternehmens von einer Person

Gesellschaftliche Entwicklungen wie Trend zur Diversität setzt flexible Führungsstile und -persönlichkeiten voraus

Motivation der Belegschaft ist schwierig

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Unterschiede zwischen autokratischem und autoritärem Führungsstil

Neben Max Webers Führungsstil-Definitionen gibt es weitere Führungsstil-Klassifikationen. So nahm der deutsche Sozialpsychologe Max Lewin eine Gliederung in autoritären bzw. hierarchischen Führungsstil, demokratischen bzw. kooperativen Führungsstil und Laissez-faire-Führungsstil vor.

Doch wie unterscheidet sich Max Webers autokratischer Führungsstil von Lewins autoritärem Führungsstil? Es gibt lediglich graduelle Unterschiede, denn auch der autoritäre Führungsstil ist von einer strengen Hierarchie geprägt.

Die Führungskraft erwartet von ihren Mitarbeitenden absolute Disziplin und Gehorsam. Deren individuelle Entfaltungsräume sind aufgrund strikter Vorgaben zu Verfahren, Normen und Produktivität sehr eng und beschränkt.

Autokratischer und autoritärer Führungsstil verlangen beide nach Menschen in Führungspositionen, die mit ihrer absoluten Machtfülle verantwortungsvoll umgehen können. Beide Arten der Führung können ihre Wirksamkeit primär in schwierigen Unternehmenssituationen beweisen – wenn es schnell gehen muss und Entscheidungen rasch herbeigeführt werden müssen.

In Zeiten von Digitalisierung und New Work, von Fachkräftemangel und Arbeitnehmermarkt muss Mitarbeiterführung allerdings deutliche mehr Facetten entwickeln als lediglich klare Entscheidungsvorgaben von oben nach unten. Mitarbeitende erwarten, dass sie ihre eigene Meinung und vor allem ihre fachliche Expertise und Kompetenz im Kontext des Unternehmens berücksichtigt sehen.

HR muss diese Grundkonstante in der aktuellen Gemengelage rund um das Thema Führungskompetenz unbedingt berücksichtigen. Denn die Führungskräfte haben einen entscheidenden Einfluss darauf, ob Mitarbeitende im Job glücklich sind oder. Sind sie es nicht, wird aus einer alten HR-Weisheit schneller Realität, als es dem Arbeitgeber lieb sein kann: „Mitarbeitende verlassen keine Unternehmen, sie verlassen Chefs.“

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